Rückblick der Mitarbeit im Projekt TürÖffner

Ich stelle mich vor:

Mein Name ist Clara Loimer, ich bin 27 Jahre alt und ausgebildete Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin.

Was sind meine Aufgaben im Projekt TürÖffner?

Als Sozialpädagogin begleite ich im Projekt TürÖffner jene Menschen, die im Rahmen unser Wohnraumvermittlung ein neues Zuhause gefunden haben.

Welche Menschen finden bei TürÖffner neuen Wohnraum?

Personen, die auf Wohnraumsuche, und aktuell in schwierigen Lebenssituationen sind. Dazu zählen beispielsweise Menschen, die von Wohnungslosigkeit bedroht sind, in prekären Wohnungsverhältnissen leben, eine geringe Einkommenssituation haben, oder Transferleistungen erhalten.

Wird TürÖffner ein Wohnobjekt angeboten, so gehe ich mit potentiellen Mitinteressent*innen oder sozialen Diensten ins Gespräch und vereinbare Kennenlerntermine. Verstehen sich Vermieter*innen und Mietinteressierte, und es kommt zu einem Mietvertrag, so bin ich für 1 Jahr die Ansprechperson für die neuen Mietenden. Dabei unterstütze ich zum Beispiel in der Absprache mit Ämtern bzgl Mietübernahme/Kautionsdarlehn. Oftmals geht es auch um die Begleitung von Gesprächen mit den Vermietenden oder der Nachbarschaft. Es sind immer individuelle Lebenssituationen, die wirklich die unterschiedlichsten Themen rund um das neue Zuhause ergeben. Dementsprechend spannend sind die Hausbesuche und allgemeinen Kontakte zu den von mir begleiteten Personen.

Wie gestaltet sich ein Arbeitstag im Projekt TürÖffner als Mietbegleiterin?

Ich stelle sehr oft fest, dass kein Tag dem anderen gleicht bei der Arbeit im Projekt TürÖffner. Ich bin viel unterwegs, besuche Mietende im neuen Zuhause, habe viele Telefonate mit Mietinteressierten oder besichtige zusammen mit meiner Kollegin neue Mietobjekte. Was mir als Erstes in den Kopf kommt um meine Arbeit zu beschreiben? Ich spreche sehr viel mit Menschen und versuche herauszufinden, was sie an oder im Wohnraum brauchen. Das Ziel ist ein möglichst stabiles, und demnach langfristiges Mietverhältnis für alle Beteiligten.

Wie viele Personen haben durch das Projekt Wohnraum bekommen?

Über das Jahr 2021 haben wir insg 14 Mietverhältnisse begleitet. Dabei war ich die Ansprechperson für 38 Personen. Klingt viel? In den meisten Fällen sind es Familien mit Kindern 😉

Welche Herausforderungen ergeben sich bei dem Job?

Uns wird leider nach wie vor zu wenig Wohnraum zur Vermittlung angeboten. Es braucht eine hohe Frustrationstoleranz, da uns sehr viele verzweifelte Anfragen von Menschen erreichen, die dringend neuen Wohnraum brauchen. In den meisten Fällen müssen wir interessierte Personen an unsere Warteliste verweisen. Ich erfahre von vielen Lebensgeschichten und den Zuständen äußerst prekären Wohnsituationen. An manchen Tagen kann das schon recht fordernd sein.

Gleichzeitig sehe ich aufgrund meiner Arbeit einen politischen Handlungsbedarf, was die Wohnungsknappheit in Ulm und dem Alb-Donau-Kreis betrifft. Zudem erfahren immer wieder aufs Neue von den geringen Chancen, die manche Personengruppen bei der Bewerbung auf Mietobjekte haben. Insbesondere sehen wir eine Benachteiligung von Menschen, die über geringe Deutschkenntnisse oder finanzielle Mittel verfügen. Mein Job bedeutet auch ein Zeichen für mehr Gerechtigkeit und Solidarität benachteiligter Personengruppen zu setzen.

Was motiviert mich für den Job?

Es sind die Veränderungen im Leben der Mietenden, die sich zeigen, sobald diese in einem neuen und passenden Zuhause angekommen sind. Beispielsweise haben wir eine Familie mit einem schwerst beeinträchtigten Kind aus einer Notunterkunft eigenen Wohnraum vermitteln können. Bereits nach wenigen Wochen hatte ich den Eindruck, dass die Familie entspannter und zuversichtlicher ihren Alltag meistern konnte. Das sind wundervolle Momente, wenn wir merken, dass unser Projekt Positives bei Menschen bewirken kann.

Oft motiviert mich der Vorsatz meiner Kollegin und Projektentwicklerin Magdalena Tewes: es ist wichtig „die Verantwortung dort zu lassen, wo sie hingehört“. Das zeichnet diese Arbeit aus: die Menschen bei ihrem Weg in einem eigenverantwortlichen Mietverhältnis zu begleiten.

Und das wünsche ich dem Projekt:

Ich wünsche mir, dass dem Ist-Stand der Wohnungsknappheit in Ulm und Umgebung mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Die Idee, unbenutzten Wohnraum an Menschen in schwierigen Lebenslagen zu bringen, führt dazu, unsere Zukunft nachhaltig zu gestalten, im sozialen als auch ökologischen Sinne. Insbesondere wünsche ich meinen geschätzten Kolleginnen viel Entschlossenheit und Zuversicht in ihrer Rolle als TürÖffnerinnen. Das Projekt hat mich gelehrt, für Lösungsansätze auch mal ums Eck zu denken, und nicht den Mut für Veränderungen zu verlieren. Meine Tätigkeit beim Projekt TürÖffner geht mit Februar 2022 zu Ende, ich bedanke mich für die vielen Momente der Tüftelei und die lustigen Stunden mit dem Team Solidarität.