Keine Türöffner in Langenau

Seit einem Jahr will eine Initiative Hilfsbedürftigen Wohnraum vermitteln. Die Resonanz
in der Naustadt ist jedoch bisher ernüchternd. Andernorts läuft es besser. Von Oliver Heider

Im März 2021 hatte der Ausschuss für Soziales und Verwaltung 5000 Euro pro Jahr für das Projekt „Türöffner“ genehmigt. Wie berichtet, sollen dabei nicht genutzte Räume dauerhaft an Hilfsbedürftige vermittelt werden. Im ersten Jahr werden Mieter und Vermieter – für diese kostenlos – beraten; durch Hausbesuche oder das Offenlegen der Finanzen sollen Probleme und Schäden vermieden werden. Als Richtschnur gelten 395 Euro Kaltmiete für 45 Quadratmeter.

Wohnraum weiterhin knapp

Doch wie groß ist die Resonanz in der Naustadt gut ein Jahr nach dem Beschluss des Ausschusses? „Leider konnte in Langenau auch weiterhin kein Wohnraum über das Projekt Türöffner erschlossen oder vermittelt werden“, berichtet Projekt-Koordinatorin Judith Schall von der Caritas Ulm/Alb-Donau auf Anfrage.
Wohnraum sei im gesamten Alb-DonauKreis auch weiterhin knapp. Nicht zuletzt aufgrund der Lage und guten Verkehrsanbindung treffe dies auf Langenau „in noch größerem Maße“ zu, als dies in anderen Kommunen der Fall sei.
„Unserem Kenntnis stand nach ist Wohnraum in Langenau für alle Bevölkerungsschichten begehrenswert“, sagt
Schall. Und die Vermietenden des wenigen vorhandenen Wohnraums hätten die
Wahl zwischen potenziellen Mietenden. „Diese fiel leider bislang noch nicht auf eine Vermittlung durch das Projekt Türöffner.“
Stellt sich die Frage, wie das Projekt noch bekannter gemacht werden kann. „Wir hoffen, dass die pandemische Situation in diesem Jahr den direkten Kontakt vermehrt zulässt“, erläutert Schall. Dann wolle man auf Wochenmärkten, bei Vereinen und Initiativen sowie in Kirchengemeinden und Gottesdiensten „Menschen ansprechen und Kontakte zu potenziellen Vermietenden herstellen“. Aktuell stünden 194 Parteien auf der Mietinteressenten-Liste. „Fünf Parteien gaben explizit den Wunschwohnort Langenau an“, ergänzt Schall. Die Größe der Parteien liege zwischen einer Person und zwölf Menschen. Realistischerweise wäre es nach Schalls Ansicht schön, „wenn bis Jahresmitte noch fünf Vermittlungen stattfänden“ – im gesamten Gebiet, wohlgemerkt. Seit Projektbeginn seien 43 Wohnungen angeboten und von diesen 15 erfolgreich vermittelt worden – in Blaustein, Ehingen, Ulm, Schelklingen, Blaubeuren, Oberstadion und Illerkirchberg. Bei den anderen Wohnungen sei dies aus unterschiedlichen Gründen nicht möglich gewesen, erklärt Schall. Sie seien entweder zu teuer oder renovierungsbedürftig gewesen – oder das Angebot sei zurückgezogen worden. Formale Kooperationen bestehen Schalls Ausführungen zufolge mit Langenau, Dornstadt und Blaustein. „Mit weiteren Kommunen finden Gespräche über Kooperationen statt“, sagt Schall. Doch auch ohne formale Kooperationsvereinbarungen „konnten gute Kontakte zu weiteren Kommunen hergestellt werden“. Mit diesen finde ein reger Austausch statt; gegebenfalls werde ein gemeinsames Vorgehen abgestimmt.

Finanziert bis Jahresende

Und wie wird sich der Ukraine-Krieg auf ihre Arbeit auswirken? Da Geflüchtete, gleich welcher Herkunft, aufgrundder oft schlechten Einkommenssitua tion
und bestehender Problematiken auf dem Wohnungsmarkt bereits zur Projektzielgruppe gehörten, werde sich inhaltlich zunächst wenig ändern, erläutert Schall. Es sei aber anzunehmen, dass ein steigender Zuzug von Personen mit geringem Einkommen oder im Transferleistungsbezug „die bestehendeW ohnungsknappheit in diesem Segment weiter verschärft“. Finanziert sei das Projekt derzeit weiterhin bis Dezember dieses Jahres. Allerdings gebe es „positive Signale“, dass eine Weiterfinanzierung für weitere zwei Jahre möglich sein werde. „Dies wird zeitnah feststehen“, weiß Schall.

Neue, projekteigene Internetseite

Im vergangenen Jahr hatte Magdalena Tewes die WohnraumInititiave „Türöffner“ im Langenauer Ratsgremium vorgestellt. Inzwischen koordiniert Judith Schall das Projekt. Zu erreichen ist sie montags von 10 bis 13 Uhr, dienstags von 12.30 bis 15.30 Uhr und donnerstags von 11 bis 14 Uhr unter Tel. (0731) 20 63 18 oder (01525) 934 06 25 – oder per Mail an tueroeffner@caritas-ulm-albdonau.de. Weitere Infos gibt es auf der neuen Website unter www.tueroeffner-ulm-alb-donau.de

 

Oliver Heider © Neue Pressegesellschaft mbH & Co. K, Langenau Aktuell